Was wurde erreicht – 2020
Pandemiebewältigung
Wenn wir an die vergangenen zwölf Monate denken, erinnern wir uns an zahlreiche Ereignisse, die uns bewegt haben, an Ereignisse, die uns zum Nachdenken gebracht haben, aber auch an Ereignisse, über die wir uns gefreut oder über die wir uns auch vielleicht auch ein wenig aufgeregt haben. Auf jeden Fall blicken wir aber auf ein Jahr zurück, dass wir so nicht erwartet haben, und welches uns vor Herausforderungen und Neuerungen gestellt hat, an denen wir persönlich gewachsen sind und die uns als Gesellschaft haben wachsen lassen. Während wir auf vieles verzichten mussten und das Jahr oftmals hinter unseren Erwartungen zurückblieb, ist in unserer Stadt auch einiges positives passiert. Wir wollen daher die Gelegenheit nutzen und einen kleinen Rückblick wagen:
Im Januar haben wir uns mit einem fulminanten Festakt auf die Feierlichkeiten zur 1250-Jahr-Feier eingestellt. Im vollbesetzten Kursaal feierten wir den Auftakt zu unserem Stadtjubiläum und begrüßten mit Prof. Dr. Norbert Lammert hohen Besuch. Mehr als 150 Veranstaltungen waren ursprünglich geplant und sollten ein buntes Programm für Jung und Alt bieten. Ein Schwerpunkt des Festprogramms ist die Stadtgeschichte und unser Blick auf die vergangenen 1250 Jahre. Aufgrund der Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie, wurden die Veranstaltungen zum Stadtjubiläum zwar bis auf weiteres ausgesetzt, werden aber zum Teil in 2021 und sogar 2022 nachgeholt. Und welche Stadt kann schon von sich behaupten, drei Jahre lang ihr Jubiläum zu feiern. Januar 2020: Festakt anlässlich der Eröffnung des Jubiläumsjahres 2020 der Stadt Überlingen. 1250-jährige Geschichte auf einen für Sie als Zuhörer überschaubaren Rahmen zu reduzieren, ist nahezu unmöglich. Seien Sie bitte nachsichtig mit mir, dass wir heute nur einen kleinen Abriss der Überlinger Stadtgeschichte betrachten können, der nur einzelne Ereignisse dieser geschichtsträchtigen Stadt hervorheben kann. Umso wichtiger ist der Hinweis, dass unser fulminantes Jubiläumsprogramm die Reihe „Stadtgeschichte in 30 Vorträgen“ enthält, bei der die einzelnen Stationen unserer vielschichtigen Historie von „Karl dem Großen“ bis hin zum „Wolkenkratzer auf dem Burgberg“ von namenhaften Experten erklärt werden.
1250 Jahre Überlingen
1250 Jahre – damit ist Überlingen in etwa so alt wie Aachen, Fulda, Würzburg oder Frankfurt am Main. Um 770 wurde Überlingen unter dem Namen „Iburinga“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt, und zwar als fränkischer Verwaltungssitz im Zusammenhang mit einer Schenkung an das Kloster St. Gallen. Schon im 7. Jahrhundert hatte in Überlingen aber, wie viele Historiker glauben, tatsächlich ein alemannischer Territorialherr residiert, dessen Name der Legende nach „Gunzo“ war. Seit dem frühen Mittelalter kann Überlingen aus kulturhistorischer Sicht erstaunlich viele Altersrekorde für sich in Anspruch nehmen. Nur wenige andere Mittelzentren im deutschsprachigen Raum haben ähnlich viele Besonderheiten aufzuweisen. Exemplarisch seien hier folgende Besonderheiten genannt: In Überlingen-Goldbach haben sich Reste der ältesten Malereien des Bodenseeraums erhalten, datierbar in die Jahre um 840. Mehr noch: In der Goldbacher Silvesterkapelle stößt man, nach heutigem Kenntnisstand, auf das älteste erhaltene, profane monumentale Stifterbildnis im gesamten europäischen Raum nördlich der Alpen. Bei diesem aus dem 10. Jahrhundert stammenden Stifterbildnis handelt es sich zugleich um das älteste erhaltene Ehepaarbildnis des deutschen Mittelalters. Und an der 1462 datierten Fassade des Reichlin-von-Meldegg-Hauses, dem heutigen Städtischen Museum, lassen sich die ältesten Einflüsse der italienischen Renaissance nördlich der Alpen nachweisen. Darüber hinaus existiert in Überlingen seit 1832 die älteste öffentliche Bibliothek Badens, die Leopold-Sophien-Bibliothek. Und spätestens seit 1709 existierte im Überlinger Rathaus einer der ältesten kommunalen, also öffentlichen Kunst- und Wunderkammern Deutschlands. Die Erhebung zur Stadt erfolgte in einem längeren Prozess, wohl um 1210-1220 unter den Staufern. Eine Erhebungsurkunde existiert nicht. Nach dem Aussterben der staufischen Herrscherdynastie 1268 wurde Überlingen Reichsstadt und errang schließlich im Jahr 1397 den Status einer freien Reichsstadt – und nach wie vor sind wir ehemals freie Reichsstadt. „Frei“, sehr geehrter Herr Regierungsvizepräsident Dr. Remlinger, fühlen wir Überlinger uns immer noch – aber selbstverständlich unter vollumfänglicher Anerkennung der Gemeindeordnung des Landes Baden-Württemberg. Schon früh betrieb die Stadt auf 268 Hektar ihrer Gemarkung einen intensiven Weinbau. Noch wichtiger für den Export wurde der Handel mit Getreide, das aus dem oberschwäbischen Raum auf den Überlinger Markt im Grethhaus transportiert und von dort vor allem in die Schweiz verschifft wurde. Bis ins 19. Jahrhundert besaß Überlingen einen der größten Kornmärkte in Süddeutschland. Die Stadt und ihr reiches Spital brachten immer mehr Land in ihren Besitz, so dass Überlingen am Ausgang des Mittelalters über ein größeres Territorium als manch andere Reichsstadt verfügte. Noch heute bewirtschaftet der Spital- und Spendfonds Überlingen Wälder in benachbarten Landkreisen. Im 30-jährigen Krieg wurde die Stadt durch die Schweden 1632 und 1634 vergeblich bestürmt und belagert, jedoch 1643 durch einen Handstreich von Konrad Widerholt, Kommandeur der Festung Hohentwiel, eingenommen. Seit 1634 finden alljährlich in Überlingen die weithin bekannten beiden Schwedenprozessionen statt. Mit dem 30-jährigen Krieg brach jedoch eine Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs an. Schließlich verlor Überlingen im Zuge der napoleonischen Kriege die Reichsunmittelbarkeit und fiel 1803 an Baden. Als badische Landstadt öffnete sich Überlingen bereits im 19. Jahr-hundert dem Fremdenverkehr. Es wurde der Grundstein gelegt, für nunmehr über 700.000 Übernachtungen und 1,2 Mio Tagesbesucher in unserer Stadt – wohlgemerkt, pro Jahr. Die Funktion als Kreissitz hat Überlingen 1973 im Zuge der Verwaltungsreformen eingebüßt, doch wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Bambergen, Bonndorf, Deisendorf, Hödingen, Lippertsreute, Nesselwangen und Nußdorf eingemeindet. So wurde Überlingen 1993 schließlich zur „Großen Kreisstadt“ erhoben, aus Bürgermeister Ebersbach wurde Oberbürgermeister Ebersbach. Im Jahre 2019 hat der Kreistag des Bodenseekreises zugestimmt, dass das ehemalige Autokennzeichen des Alt-Landkreises Überlingen wieder eingeführt wird. Und dies ist für uns eben nicht bedeutungslos, können wir doch so Heimat, Herkunft und den Namen unserer Stadt, gelegen im Bodenseekreis und im Regierungs-bezirk Tübingen, in die Welt hinaustragen. Es waren die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, die die Geschichte Überlingens geschrieben haben und uns dieses Kleinod zur sicheren Verwahrung, aber auch zur zeitgemäßen Weiterentwicklung, anvertraut haben. Diesbezüglich bin ich mir ganz sicher. Mittlerweile leben Menschen aus 115 Ländern in unserer traditionsreichen Stadt. Jeder Siebte in Überlingen kommt aus einem anderen Land oder hat Familie, die nach Deutschland eingewandert ist. Und wir alle sind Überlinger und „suchen der Stadt Bestes“, wie der eindrucksvolle ökumenische Gottesdienst vor genau einer Woche im St. Nikolaus Münster gezeigt hat. Ich schätze mich froh und glücklich, die Stadt Überlingen als Oberbürgermeister in das nächste Jahrzehnt führen zu dürfen - beginnend mit dem heutigen Festakt und den weiteren Feierlichkeiten rund um das Stadtjubiläum. Mit über 150 Veranstaltungen, die uns im Laufe des Festjahres erwarten, wollen wir daran erinnern, was unsere Vorfahren bewegt hat, welche Fragen und Probleme sie lösen mussten und wie ihre Antworten lauteten. Der Blick in die Geschichte führt uns in eine Zeit, die sich von unserer Gegenwart in vielerlei Hinsicht unterscheidet. Wir wollen uns damit bewusst machen, wie unsere Stadt und Gesellschaft zu dem geworden ist, was sie heute ist. Welche Kräfte haben gewirkt, was haben sie bewirkt, was hat sich bewährt und über welche Entwicklungen ist die Zeit hinweg gegangen? Auch wenn sich Geschichte nicht wiederholt, so kann die Beschäftigung mit ihr doch Aufschluss über historische Zusammenhänge geben, helfen, unsere Gegenwart zu verstehen und eine Hilfestellung für unsere Zukunft sein. Die Maßstäbe unserer heutigen und zukünftigen Lebensqualität sind eine Errungenschaft unserer Vergangenheit. Wenn deutlich wird, dass Geschichte von Menschen gemacht wird, wird auch das Empfinden und die Überzeugung wachsen, dass es unser aller Aufgabe ist, unsere Zukunft gemeinschaftlich als Stadtgesellschaft zu gestalten. Gemeinschaftlich, d.h. miteinander und nicht gegeneinander. Und dieser gemeinsame Fortschritt ist uns in vielen Belangen in den letzten Monaten ganz hervorragend gelungen.
Narrentag des Viererbundes
In Feierlaune war man noch nachdem grandiosen Narrentag des Viererbundes im Januar, beidem Überlingen zum Epizentrum der Fasnet wurde und Maßstäbe setzte. Aktuell undenkbar, umso dankbarer müssen wir sein, dass diese Großveranstaltung noch stattfinden konnte.
50-jähriges Bestehen der Stiftung Zentgraf
Auch feierten wir im Januar das 50-jährige Bestehen der Stiftung Zentgraf. Frau Anna Zentgraf verfügte in den 60-er Jahren testamentarisch, dass Ihr Vermögen an die Stadt Überlingen geht und mit der Stiftung Zentgraf die Unterhaltung des Münsters, die Unterhaltung des evangelischen Kindergartens sowie die Pflege alter, pflegebedürftiger Einwohner unterstützt wird. Damit leistet die Stiftung bis heute großartiges für die Stadt Überlingen, wofür ich dankbar bin.
Neues Parkleitsystem
2020 konnten wir einige Projekte zu Ende bringen, die uns schon länger begleitet haben. So lenkt seit Februar unser Parkleitsystem den Verkehr intelligent um und verhindert Parkplatzsuchfahrten durch unsere Innenstadt.
KFZ-Kennzeichen ÜB
Sicherlich ist Ihnen in den letzten Monaten auch aufgefallen, dass das KFZ-Kennzeichen ÜB wiedereingeführt wurde. Für viele ein Bekenntnis zu Ihrer Stadt und identitätsstiftendes Merkmal, für andere im Bodenseekreis ein Grund zur argwöhnischen Betrachtung. Fakt ist: Die Nachfrage nach unserem Überlingen-Kennzeichen ist ungebrochen hoch und auch ich fahre natürlich stolz mit „meinem ÜB“ durch die Stadt, was landesweit gesehen und positiv bemerkt wird.
Neuer Internetauftritt der Überlingen Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT)
Seit April 2020 hat die Überlingen Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT) einen neuen digitalen Auftritt für unsere Garten- und Gesundheitsstadt am Bodensee online gestellt.Das Tourismusportal Überlingen setzt den Nutzer in den Fokus. Es inspiriert, informiert und gewährleistet einen reibungslosen, konsistenten Service auf sämtlichen Endgeräten. Dafür basiert die Internetseite auf modernsten Technologien und vereint die Informationen aus verschiedensten Datenquellen. Derart modern ausgestattet, erwarten wir wieder eine erfolgreiche Tourismussaison 2021.
Fertigstellung Pflanzenhauses und Gastronomiegebäude
Mit der Fertigstellung des Pflanzenhauses, dem Gastronomiegebäude im Uferpark und dem Abschluss weiterer kleinerer Baustellen war DIE Gartenschau am See zum Greifen nah.
Verschiebung Landesgartenschau auf das Jahr 2021
Pünktlich zum geplanten Start waren alle Arbeiten abgeschlossen und die Haupt- und Ehrenamtlichen standen in den Startlöchern. Die große Enttäuschung folgte dann mit dem ersten Lockdown und der schweren Entscheidung, die Gartenschau auf das Jahr 2021 zu verschieben.
Neues Stadtleitsystem für Fußgänger
Seit Mai 2020 bringt das neue Stadtleitsystem in Überlingen die Fußgänger auf geeigneten Wegen an ihr Ziel. Dabei dienen große Übersichtskarten, bodentiefe Stelen und Fähnchen-Wegweiser zur Orientierung im gesamten Stadtgebiet. Für internationale Gäste wurden die Ziele auf Englisch übersetzt oder als Piktogramme dargestellt. Das Leitsystem ist Bestandteil der gesamtstädtischen Kommunikation und wurde auf das Corporate Design von Stadt und Stadtmarketing abgestimmt. Sicherlich sind Ihnen die neuen Hinweissäulen bereits aufgefallen. Wenn nicht, nehmen Sie sich doch bei der nächsten Gelegenheit die Zeit und lassen sich über vielleicht noch unbekannte Wege durch unsere Stadt leiten.
Neues Feuerlösch- und Arbeitsboot
Seit Juli ist im Überlinger Osthafen ein Feuerlösch- und Arbeitsboot stationiert. Insgesamt gibt es vier Arbeitsboote dieser Art an den Standorten Überlingen, Radolfzell, Konstanz, und Friedrichshafen, die sich je nach Einsatzgeschehen in der Öl- und Schadenswehr gegenseitig unterstützen und bei Ausfällen ersetzen. Das Einsatzgebiet des Arbeitsbootes ist daher der gesamte Bodensee, einschließlich des Untersees. Der Bodensee als größter Trinkwasserspeicher des Landes erfordert einen besonderen Schutz vor Verunreinigung und überörtliche Maßnahmen im Falle eines Schadensereignisses, weshalb wir die Anschaffung des Bootes sehr begrüßen. Dank der hervorragenden Art der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen wissen wir uns stets in professionellen Händen.
Fertigstellung unserer Mehrfeld-Sporthalle
Besonders erfreulich war natürlich die Fertigstellung unserer Mehrfeld-Sporthalle - nach einer rekordverdächtigen Bauzeit von knapp zwei Jahren. 2017 beschloss der Gemeinderat einen Masterplan für die Neugestaltung des 29.500 m² großen Schulcampus bis 2030. Mit der Fertigstellung der Sporthalle ist nun der erste Bauabschnitt abgeschlossen. Auf einer Fläche von etwa 5400 m² punktet Überlingen zentrumsnah mit einer modernen Sportanlage mit einer 3-Feld-Halle, einer Ballsport-Halle und einer Gerätturnhalle, die langfristig den Bedarf im Schul- und Vereinssport deckt.
Zweite Wahl des Jugendgemeinderats
Gemäß der Wahl- und Geschäftsordnung fand im November die zweite Wahl des Jugendgemeinderats an den Überlinger Schulen und im Jugendcafé des Jugendreferats statt. Insgesamt gab es 2.919 Wahlberechtigte. Die Wahlbeteiligung lag mit 1671 Wähler/innen bei 57,2%, ein tolles Ergebnis. Der Jugendgemeinderat wurde für zwei Jahre gewählt und besteht aus 11 Mitgliedern. Besonders erfreulich war für mich persönlich, dass 5 Jugendgemeinderatsmitglieder wiedergewählt wurden. Die konstituierende Sitzung am 15. Dezember bildete einen schönen Jahresabschluss für ein ereignisreiches Jahr.